Donnerstag, 20. Januar 2022
Die Antwort ist einfach: Ja. Wir empfehlen nicht länger mit dem Ausbau von Ladelösungen zu warten. Die E-Mobilität nimmt rasant zu. Dazu haben wir Marisa Timm, Projektleiterin Innovation bei Energie Zukunft Schweiz, sechs Fragen gestellt, wie diesem Wandel in der Immobilienwelt begegnet werden kann.
Marisa Timm: Die Frage ist nicht mehr, ob die E-Mobilität kommt, sondern wann. Im November 2021 war im Schnitt fast jedes dritte neu verkaufte Auto elektrisch. Die Prognose von Swiss eMobility schätzt, dass 2025 durchschnittlich jedes zweite und bis 2035 sogar nahezu jeder Neuwagen einen elektrischen Antrieb besitzen wird. Bisherige Prognosen wurden in den vergangenen Jahren übertroffen und dieser Trend ist Schätzungen zufolge auch in den kommenden Jahren nicht mehr aufzuhalten. Die Nachfrage nach Ladelösungen wird weiter zunehmen. Somit steigern Ladestationen den Wert einer Immobilie. Es handelt sich um eine langfristige Investition, die vollständig über die Parkplatzmiete amortisiert werden kann.
Marisa Timm: Das E-Auto kann entweder zu Hause, am Arbeitsort oder im öffentlichen Raum geladen werden. Bei den Ladestationen unterscheidet man zwischen AC- und DC-Ladestationen. Die AC-Ladestationen werden für das “langsame” Laden angewendet und kommen dort zum Einsatz, wo das Auto tendenziell über längere Zeit steht, z.B. am Wohn- oder Arbeitsort oder in der blauen Zone. DC-Ladestationen werden auch als Schnellladestationen bezeichnet und können eine Reichweite von 100km je nach Leistung in 6-30 Minuten laden.
Marisa Timm: Es sollten nicht einzelne Ladestationen nach Bedarf installiert werden. Wählen Sie besser von Anfang an ein koordiniertes Vorgehen. Ein zukunftsfähiges Konzept senkt die Kosten, indem es den künftigen Ausbau sowie die Kompatibilität der Komponenten sicherstellt. So wird der vorzeitige Ersatz oder Rückbau vermieden. Wenn Sie sich bereits heute vorbereiten, können Sie die künftige Nachfrage rechtzeitig bedienen und verlieren keine potentiellen Mieter:innen aufgrund fehlender Lademöglichkeiten, die Sie erst noch planen müssen.
Marisa Timm: Je mehr Ladestationen in der Liegenschaft installiert werden, desto höher ist die potentielle Belastung durch das Laden von E-Autos. Die Hausanschlussleitungen sind jedoch nicht auf diese Last ausgerichtet. Um eine Überlastung des Hausanschlusses mit Folge eines Stromausfalls im Gebäude zu vermeiden, kommt ein Lastmanagement zum Einsatz, das die Ladestationen in Abhängigkeit von den zu ladenden Autos und der Last im Gebäudes reguliert.
Das Lastmanagement verhindert die Überlastung des Hausanschlusses und somit einen Stromausfall im Gebäude. Es reduziert die Ladeleistung der Ladestationen bevor die maximale Last erreicht ist. Beim statischen Lastmanagement wird ein fixes Kontingent des Hausanschlusses für die E-Mobilität reserviert. Das dynamische Lastmanagement hingegen berücksichtigt die reale Last im Gebäude in Echtzeit und kann so immer die gesamte verfügbare Leistung des Gebäudes auf die Ladestationen verteilen. Dadurch können deutlich mehr Autos geladen werden, ohne die Infrastruktur anpassen zu müssen.
Marisa Timm: Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Mieter:innen heute, aber auch in Zukunft zu kennen - dieses geht klar in Richtung Ladestationen. Ausserdem sollten auch die Möglichkeiten des betroffenen Gebäudes mit einbezogen werden. Ein Gebäudecheck kann Klarheit über verfügbare Last und Machbarkeit liefern. Für den Ausbau selbst liefern die schweizweit anerkannten Richtlinien SIA2060 klare Empfehlungen. Ein wichtiger Punkt, auf den wir beim Ausbau von Ladestationen achten, ist Synergiepotentiale im Gebäude zu berücksichtigen. Können die E-Autos mittels Solarstrom vom Dach geladen werden? Wenn weitere Geräte innerhalb des Gebäudes, wie Heizung oder Batterie, optimal gesteuert werden sollen, kann auch der Einsatz eines Energiemanagementsystems sinnvoll sein. Aus diesem Grund legt Energie Zukunft Schweiz grossen Wert auf Interdisziplinarität. Bei der Umsetzung von Projekten arbeiten bei uns die Teams aus den Bereichen Innovation, Photovoltaik und Wärme eng zusammen, um dem Kunden eine optimale Lösung bieten zu können.
Marisa Timm: Aktuell sind wir in der Endphase eines Pilotprojekts, um Bedürfnisse und Hürden bei Mieter:innen und Vermieter:innen besser zu verstehen. Es ist geplant, aufbauend auf diesem Projekt Hilfsmittel, wie Merkblätter für Immobilien und für Mieter:innen zu erarbeiten und zu optimieren.
Für institutionelle Immobilienbesitzende empfehlen wir das erarbeiten einer Strategie für den Ausbau der E-Mobilität, gemeinsam mit einem neutralen Beratungsunternehmen. Dabei kann abhängig von der Objektart die sinnvolle und wirtschaftliche Umsetzung erarbeitet werden.
In einem Schulungsworkshop für Immobilienbesitzende fasst Energie Zukunft Schweiz zusammen, was es beim Ausbau zu beachten gibt, welches Konzept für Besitzende und Mietende optimal ist, als auch wie die Umsetzung stattfindet.
Swiss eMobility unterstützt die Schaffung der politischen und institutionellen Grundlagen für die Elektromobilität in der Schweiz und befassen sich mit wirtschaftlichen, rechtlichen, technischen, strukturellen, ökologischen und sozialen Fragen der Elektromobilität. Wir freuen uns, den Wandel zur E-Mobilität gemeinsam mit Swiss eMobility zu unterstützen.
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