Montag, 25. Januar 2021
Das Biogaspotential in der Schweiz ist begrenzt und reicht nicht, die äusserst anspruchsvollen Ziele zur Dekarbonisierung der Gasbranche zu erreichen. Energie Zukunft Schweiz ist international aktiv, um innovative Technologien und die Produktion neuester Biogasanlagen für Schweizer Energieversorgungsunternehmen (EVU) verfügbar zu machen. Eine Dekarbonisierung mit Importen ist aber nur glaubwürdig, wenn hohe Qualitätsstandards eingehalten werden.
Im Webinar «Biogas heute und morgen!» kamen folgende Fachleute zu Wort: Als Gastreferent war Michael Frick, Leiter Markt bei den TB Weinfelden dabei. Seitens Energie Zukunft Schweiz (EZS) hat Antonia Rieple, eine engagierte Energiewendemacherin und Projektleiterin Biogas referiert. Moderiert wurde das Webinar von Georg Meier, Leiter Neue Energie und Mitglied der Geschäftsleitung und Michael Zobrist, Senior Business Development Consultant bei EZS .
Im November 2020 hat das Bundesamt für Energie die «Energieperspektiven 2050+» mit verschiedenen Szenarien publiziert. Unabhängig von den Annahmen ist klar, dass erneuerbare Gase für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung weiterhin ihren festen Platz haben werden. Wie kann jedoch die prognostizierte inländische Nachfrage für 2050 von 19 Terawattstunden komplett ohne Erdgas befriedigt werden? Auch schon für 2030 sind anspruchsvolle Ziele zu erreichen: 30% des Gaswärmemarkts, oder 4,4 Terawattstunden sollen bis 2030 CO₂-neutral sein, ein Faktor neun im Vergleich zu heute.
Gesetzliche Veränderungen EU-weit (RED II) führen dazu, dass Biogas und andere erneuerbare Gase zunehmend auch als Treibstoff nachgefragt werden. Für Treibstoffe ist die Zahlungsbereitschaft tendenziell höher als für Brennstoffe und die Preise dürften mittelfristig steigen. Im europäischen Ausland entstehen aber auch laufend neue Quellen, die für den Biogas-Import sehr interessant sind und die der Verknappung auf der Angebotsseite entgegenwirken.
EZS hat über die letzten Jahre eine Biogas-Projektpipeline von etwas mehr als 1 TWh/Jahr aufgebaut. Antonia Rieple, Fachspezialistin für internationales Biogas-Sourcing, erklärt wie Energie Zukunft Schweiz vorgeht, um verlässliche Biogasquellen im Ausland zu identifizieren und für Schweizer EVU unter Vertrag zu nehmen: «Wir beobachten laufend die Entwicklung neuer Standorte, und auch neuer Technologien, wie z.B. die Veredelung von Deponiegas oder innovative Verfahren zur Strohvergärung. Wasserstoff ist auch ein grosses Thema.» Für den Schweizer Endkunden sind die Glaubwürdigkeit und damit hohe Qualitätsstandards sehr wichtig.
Eine hervorragende Grundlage zur Sicherstellung der Biogasqualität sind die VSG Grundsätze; darüber hinaus macht EZS gute Erfahrungen mit der «naturemade star»-Zertifizierung. EZS legt Wert darauf, die Lieferanten genau kennen zu lernen und langfristige Partnerschaften aufzubauen.
Für die Beimischung erneuerbarer Gase sind Kunden oft bereit, einen Aufpreis zu bezahlen. Gastreferent Michael Frick, Leiter Markt bei den TB Weinfelden, erzählte von seinen Erfahrungen mit der Initiative «Gas hat Zukunft». Rund zehn kleinere EVU im Kanton Thurgau haben sich zusammengeschlossen, um ihren Kunden gemeinsam die Vorteile von Biogas aufzuzeigen. «Gas hat Zukunft» setzt stark auf digitale Kanäle und anschauliche Visualisierung mit Filmen. Die in- und ausländischen Anlagen, wo Biogas für das Thurgauer Vertriebsgebiet hergestellt wird, lassen sich virtuell begehen. Damit wird das Vertrauen der Kunden gefördert, dass erneuerbare Gase eine zukunftssichere und klimafreundliche Energiequelle sind.
Möchten Sie mehr zum Biogas-Sourcing im europäischen Ausland erfahren? Möchten Sie für Ihr Unternehmen die Beschaffung langfristig strategisch planen? – Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen gerne zur Verfügung.